Aus Angst um ihren Job neigen Arbeitnehmer in wirtschaftlich schlechten Zeiten dazu, Arbeitsunfälle zu verschweigen. Zu diesem Schluss kommt die Studie "Recessions Are Bad for Workplace Safety", die beim Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn erschienen ist. Die Autoren fordern daher einen besseren Kündigungsschutz für Unfallopfer. "Nach Angaben der Europäischen Kommission versuchen Arbeitsunfälle allein in den Staaten der EU-15 jährlich rund 140 Millionen Fehltage. Daraus ergibt sich ein wirtschaftlicher Schaden von 55 Milliarden Euro. Auffällig ist, dass die Unfallzahlen in konjunkturellen Schwächephasen deutlich zurückgehen", heißt es in einer Mitteilung des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA). Für die Studie analysierte ein Forscherteam aus den Niederlanden und der Schweiz detaillierte Daten der österreichischen sozialen Unfallversicherung. Dass die Unfallzahlen in Krisenzeiten schlicht deshalb sinken, weil die Arbeitsauslastung geringer ist, schließen die Autoren als Erklärung aus: Die Zahl der in jedem Fall meldepflichtigen tödlichen Arbeitsunfälle sei keinen nennenswerten Schwankungen unterworfen. Die Ökonomen vermuten daher, dass weniger schwere Unfälle bei schlechter Konjunktur seltener gemeldet werden, weil die Betroffenen um ihren Arbeitsplatz fürchten. Tatsächlich zeige die Analyse, dass sich das persönliche Entlassungsrisiko durch die Meldung eines Arbeitsunfalls um 20 Prozent erhöht. Aufgrund der vermeintlich sinkenden Unfallhäufigkeit investieren die Unternehmen laut der Studie zu wenig in Arbeitsschutzmaßnahmen, wodurch auf lange Sicht das Unfallrisiko steigt. "Der Gesetzgeber könnte hier sinnvoll gegensteuern, indem er Betroffene von Arbeitsunfällen unter besonderen Kündigungsschutz stellt", so Jan van Ours von der Universität Tilburg.

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