Das Phänomen ist bei Freiberuflern und Selbständigen schon länger bekannt. Wenn die Existenz der eigenen Unternehmung bedroht ist, wird oft ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit gearbeitet. Immer öfter kommt diese Art von Rücksichtslosigkeit gegenüber sich selbst auch bei Angestellten vor. Je mehr die eigene Arbeit am Erfolg oder Misserfolg gemessen wird, desto mehr sind Menschen bereit, aus eigenem Interesse sich selbst auszubeuten und teilweise unbemerkt die eigene Gesundheit zu gefährden – durch Überstunden, in dem sie krank zur Arbeit gehen oder Tag und Nacht erreichbar sind. Experten sprechen von "interessierter Selbstgefährdung". Am Dienstag und Mittwoch (7. und 8. August) diskutierten die etwa 30 ausgewählten Teilnehmer des iga- Expertendialogs über Strategien und Auswege. iga steht für die Initiative Gesundheit & Arbeit und ist eine Kooperation von AOK-Bundesverband, BKK Bundesverband, dem Verband der Ersatzkassen (vdek) und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Indirekte Führung durch Ziele setzt auf die Autonomie der Beschäftigten. Sie werden nicht mehr in ihren Arbeitsschritten begleitet oder gar kontrolliert, sondern am Erfolg der Ergebnisse gemessen. "Diese Veränderung ist unter arbeitspsychologischen Gesichtspunkten zunächst einmal positiv zu bewerten", sagt Andreas Krause, "geht jedoch mit einer Veränderung und Zunahme psychischer Belastungen und Beanspruchungen einher." Für Krause geht es nicht darum, diese Formen der Mitarbeiterführung grundsätzlich in Frage zu stellen. Die neuen Managementkonzepte seien erfolgreich und hätten ein grundsätzlich gesundheitsförderliches Potenzial. Es gehe nicht darum, die Entwicklung zurückzuschrauben. Vielmehr müssten unerwünschte Nebenwirkungen in den Blick genommen werden, insbesondere jene, die sich in einer Zunahme von psychischen Belastungen äußerten. Welche Risiken und Chancen entstehen, wenn die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit immer mehr verschwimmt, thematisiert auch der Fehlzeiten-Report 2012 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

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