(E) Psychische Erkrankungen sind heute die zweithäufigste Diagnosegruppe bei Abwesenheit durch Krankschreibung. Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) fallen Betroffene durchschnittlich 37 Tage aus. Zur Bewältigung ihrer Krise benötigen sie nicht nur eine adäquate medizinisch-therapeutische Versorgung und die Unterstützung durch das private Umfeld. Ebenso wichtig ist die Unterstützung durch das soziale und betriebliche Umfeld, in dem die Krise ihren Verlauf genommen hat. Hier setzt die neue BAuA-Broschüre „Die Rückkehr gemeinsam gestalten – Wiedereingliederung nach psychischen Krisen" an. Sie beruht auf sechs Forschungsvorhaben und beschreibt praxisnah, mit welchen Schritten eine erfolgreiche und nachhaltige Rückkehr in den Betrieb gelingen kann.
Psychische Krisen und Erkrankungen können jeden treffen. „Sie sind kein Zeichen von Schwäche, denn häufig betrifft es gerade engagierte, leistungs- und teamorientierte Beschäftigte“, heißt es in einer Mitteilung der BAuA. Umso wichtiger sei es, psychischer Fehlbelastung vorzubeugen und längerfristig erkrankte Beschäftigte betrieblich wieder einzugliedern. Angesichts ihrer Komplexität liegen psychische Krisen nicht nur in der Verantwortung der Betroffenen: „Um sie zu bewältigen, sind eine adäquate medizinisch-therapeutische Versorgung und die Unterstützung durch das private, soziale und betriebliche Umfeld nötig, in dem die Krise ihren Verlauf genommen hat.“ Insofern erweiterte die Wiedereingliederung nach psychischer Krise oder auch Return-to-Work (RTW) das Konzept des betrieblichen Eingliederungsmanagements.
Im Mittelpunkt stehen die zurückkehrenden Beschäftigten und deren freiwillige Teilnahme am betrieblichen Eingliederungsmanagement. Das von der BAuA entwickelte Vier-Phasen-Modell der Wiedereingliederung orientiert sich daran und soll einen klar strukturierten Prozess für eine nachhaltige Rückkehr an den Arbeitsplatz bieten. Die ersten beiden Phasen bereiten die Rückkehr in den Betrieb vor. Phase 1 (Ko-Orientierung) veranschaulicht den Aufbau einer vertrauensvollen Arbeitsbeziehung und den lösungsorientierten Dialog über erforderliche Maßnahmen und Ressourcen für die anstehende Rückkehr. Mit der betrieblichen Vorbereitung und Abstimmung dieser Maßnahmen und Ressourcen befasst sich Phase 2 (Koordinierung). In den weiteren Phasen geht es um die Umsetzung der Wiedereingliederung. Phase 3 (Kooperation) beschreibt die Rückkehr in das Arbeitsteam sowie die laufende Überprüfung und Anpassung der Maßnahmen und Ressourcen während der Wiedereingliederung. Phase 4 (Erneute Ko-Orientierung) nimmt die nachhaltige Sicherung der Leistungs- und Arbeitsfähigkeit in den Blick.
Die Broschüre „Die Rückkehr gemeinsam gestalten – Wiedereingliederung nach psychischen Krisen“ erläutert dezidiert die einzelnen Phasen des Modells und die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure. Zwei exemplarische Erfahrungsberichte aus der Arbeitswelt beschreiben das Erleben, Verhalten und Handeln im Return-to-Work-Prozess aus der Perspektive der zurückkehrenden Beschäftigten. Zudem gibt sie Hinweise auf weitere Literatur und vertiefende Faktenblätter, die unter www.baua.de/rtw zur Verfügung stehen.
„Die Rückkehr gemeinsam gestalten – Wiedereingliederung nach psychischen Krisen“ kann in gedruckter Form über den Webshop der BAuA bezogen werden. Eine Fassung im PDF-Format ist online abrufbar: www.baua.de/dok/8856014.